Torn Souls - Bleed the Sky [NC-17]
Am ersten Tag begann ich zu spüren. Es war ein totes Gefühl, als ob mein Innerstes nach Außen gekehrt wäre und ein riesiges Loch in mir klaffen würde. Meine Gedanken waren verschwommen. Eine gähnende Leere machte sich in mir breit, als ich versuchte mich zu erinnern oder überhaupt zu denken. Pochender Schmerz beherrschte meinen Kopf. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Es tat so weh. Mir war kalt und die Übelkeit in mir übermannte mich. Orientierungslos wie ich war, fühlte mich ausgeschlossen und verloren. Dann sah ich zum ersten mal diese Hand. Die furchigen Linien, die pulsierenden Adern, spürte den Druck des Blutes, das durch meinen Körper floss. Ich stand auf und wollte flüchten, ertrug die Vorstellung nicht zu sein, wofür ich mich entschieden hatte. Es war falsch. Ich rannte ohne Ziel und kauerte mich in einer Seitenstrasse zwischen leere Kartons. Das konnte nicht real sein.
Am zweiten und dem darauf folgenden dritten Tag ging es mir nicht besser. Ich verspürte Hunger, fror, war müde. Ich hatte noch nicht geschlafen und meine Augen brannten und tränten, waren umrandet von Finsternis. Ich stand auf, wackligen Schrittes, konnte mich und meine Schmerzen, den Körper nicht ertragen. Wie von Sinnen irrte ich durch die Straßen, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Schließlich kam ich zu einem Schaufenster und musste erkennen, was ich war. Ich musste mich übergeben, doch mein Magen war leer. Ich war sterblich, alt und zerbrechlich. Ich war gefangen in einem Körper, der ganz anders empfand, als ich es mir hätte vorstellen können. Ich schleppte mich verwirrt weiter, fand in ein leeres Lagerhaus. Ich musste schlafen.
Am vierten Tag war ich fast besinnungslos und lag zitternd auf dem kalten Steinboden. Ich wollte nicht mehr hier sein. Eine schemenhafte Gestalt huschte durch die Ecken, lachte fies, deckte mich zu und gab mir zu trinken. "Ich weiß, es ist schwer." Noch heute höre ich die fremde Stimme in meinem Ohr. Dann wurde es dunkel.
Am fünften Tag war mein Kopf klarer. Ich musste doch eine Vergangenheit haben- es musste eine geben! Und trotz des nie endenden hämmernden Gefühls in meinem Kopf, musste ich es wissen. Langsam, so wie die Flut nach der Ebbe an den Strand heranrollt, kamen Fetzen einer längst vergangenen Existenz zurück und umkreisten mich wie Aasgeier ein sterbendes Tier. Die Erkenntnis versetzte mir einen Schlag in die Magengrube. Ich hatte etwas verloren und auch etwas Neues dafür bekommen. Ich hatte aufgegeben zu sein, was man mir einflöste. Ich handelte. Ich war selbstständig und doch verloren. Ein Fluch. Selbstverschuldet. Wie dumm ich doch war.
Am sechsten Tag nahm ich meine Umgebung erstmals wirklich wahr. Ich lag noch immer in die schäbige Decke eingehüllt. Dann hörte ich diesen Schrei, laut kreischend und beständig. Er beruhigte mich, ließ mich jedoch im selben Atemzug wütend werden. Nun bei klarem Bewusstsein öffnete ich die Augen. Draußen regnete es. Der Sturm pfiff um die Lagerhalle. Ich war zurück. Ein metallischer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich blutete. Blut. Dann wurde es kalt.
Am siebten Tag war mir alles klar. Ich musste hier weg, meine neues, selbstgewähltes Dasein musste geregelt und "gelebt" werden. Schnellstmöglich! So stand ich auf und rannte wie von Gottes Gericht verfolgt durch die dunklen Gassen von Los Angeles. Der Schmerz ließ nach und ich wurde ruhiger. Erstmals nahm ich die hupenden Autos und die quietschenden Reifen wahr, roch den Gestank einer Großstadt und erzitterte unter der Last der Emotionen, die über mir zusammen brachen. Schweiß perlte von meiner Stirn. Ich musste wohl lernen damit zu leben.
Irgendwann blieb ich einfach stehen, konnte nicht weiter. Ich fühlte mich, als wäre ich eine Marionette in einem Spiel, auf das ich nie wirklich Einfluss haben würde. Ein leises Wimmern drang an mein Ohr. Es war ein kleines Kind mit unbefleckter Seele. Eines von jenen, die noch an Engel glauben. Das Geschrei zog mich in einen schäbigen Hinterhof. In einer Seitenstraße spielten ältere Kinder Fußball. Sie sahen mich nicht.
Meine Ohren begannen zu trommeln, als ich näher an die Wiege mit dem schreienden Kind heran kam. Merkwürdige Gefühle durchstoben mein Herz. Ich ging weiter und lugte über den Rand. Da lag das kleine schreiende Bündel, die Augen voller Tränen, das Herz rein und gütig. Das Kind erinnerte mich an etwas Besonderes. Doch das spielte keine Rolle mehr , ich hatte es verloren - für immer. Ein Geräusch wühlte sich durch mich hindurch. Schmerz, Hass, Verderben und der Tod. Ich schrie laut auf. Meine Stimme klang nun anders. Dunkel, rau, bedrohlich, hässlich, verzerrt und ich spürte wie sich mein Körper veränderte. Wie sich mein "Leben" veränderte. Mein Schrei wurde lauter als sich mein Körper deformierte, ich Klauen und Fänge bekam. Auch mein Blick veränderte sich. Ich sah nur noch die roten Adern, welche den Saft des Lebens durch den kleinen Körper pressten und spürte meine unendliche Gier.
Dann schlug ich zu.
Worum es geht:
Der Krieg zwischen Himmel und Hölle nimmt unbeschreibliche Ausmaße an. Beide Seiten mobilisierten ihre Armeen für einen großen Schlag, der jedoch im letzten Moment von Luzifer selbst abgebrochen wurde. Er bekam spitz, dass Gottes Finger nicht im Spiel waren und so zog er sich zurück um abzuwarten.
Doch wo war Gott abgeblieben? Es gab wissende Engel der ersten Triade. Doch diese schwiegen und planten eine neue Zukunft unter ihrer Herrschaft. So entschied Luzifer sich, den Krieg in anderen "Dimensionen" und mit anderen "Regeln" zu führen: auf der Erde.
Beide Parteien entsandten ihre Schergen in das Reich der Menschen und versuchen seither ihre Konflikte dort zu "klären". Doch es läuft nicht immer so, wie es sich die Lichter des Himmels oder die dunklen Fürsten der Unterwelt ausgemalt hatten. Vor allem nicht, als Orakel der Menschen die Ankunft einer großen, göttlichen "Macht" prophezeiten. Somit versucht jeder selbst, diese "Macht" auf seine eigene Weise zu erlangen oder aber zu verhindern, dass sie in Erscheinung tritt.
Panik bei den Engeln, Gewissenskonflikte, Machtstreben der Fürsten der Unterwelt, Ungewissheit und die Suche nach der eigenen Identität eines jeden Wesens.
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